Der Weg ist das Ziel
Früher reiste meine Familie nach Art der Germanen. Das Ziel war es die Sippe und den nachfolgenden Tross möglichst schnell an das Ziel zu bringen. Mit einen VW Käfer mit 34 PS (25 kW) Vater am Steuer und Mutter als Navigator und Aufsicht für uns drei Kinder ging es im Morgengrauen los. Auf dem Dach ein Dachgepäckträger mit Familienzelt, Schlafsäcke und 5kg Gasflasche. Im Kofferraum des Käfers war neben dem Tank und riesigem Reserverad nur noch Platz für den Kleinkram. Im Konvoi mal die Verwandtschaft der Mutter im Jahr darauf die von Vater.
Im Gegensatz zu unseren Vorfahren hinterließen wir keine Verwüstungen auf unserem Weg nach Italien. Der ein oder andere Gasthof profitierte von unserem Besuch und musste nicht wieder neu aufgebaut werden. Unseren Müll haben wir auch immer mitgenommen.
Bei den Reisen mit meiner Frau, ohne weiteren Anhang, änderte sich dann die Strategie. Nun hieß es nicht mehr eine große Distanz in möglichst kurzer Zeit zu bewältigen. Der Weg war nun das Ziel, anfangs nur das Sekundäre. Den Campingplatz wollten wir an erster Stelle auch erreichen. Was gibt es auf der geplanten Route zu sehen? Was lohnt es sich näher anzusehen? Auch am Urlaubsort hatten wir eine andere Devise. Nicht stundenlang am Strand in der Sonne zu braten sondern die Umgebung zu erkunden.
Da macht man schnell mal vom Campingplatz aus einen Tagesausflug nach Rom. Mit dem Rallye Kadett B mit 45 PS (33 kW) mal eben 270 km über die Strata del Sole nach Rom. Ohne Navi nur mit Straßenkarte. In den 80er waren einfach nicht so viele Autos unterwegs. Wenn nicht gerade die Firma Fiat in Turin Werksferien hatte waren die Strände auch nicht so voll. In Rom konnte man damals noch neben dem Kolosseum oder vor dem Vatikan parken. Mitgebrachte Verpflegung musste auch nicht vor der Besichtigung der Sehenswürdigkeiten entsorgt werden. Keine Personenkontrolle und keine Metalldetektoren. Anstehen in einer Schlange war unbekannt. Die Sehenswürdigkeiten konnten wir ausgiebig auf eigene Faust und ohne Zeitdruck erkunden. Wichtig war nur den Vatikan nicht mit unbedeckten Schultern oder Knien zu betreten. Nach der Besichtigung der ewigen Stadt war es interessant die richtige Straße Richtung Campingplatz zu finden. Die Beschilderung war auch in Rom spartanisch, weit und breit kein deutscher Schilderwald. In den frühen Morgenstunden, wir hatten bei Dunkelheit Rom in Richtung Norden verlassen, fragten wir in einem Ort, welchen wir auf der Hinfahrt sicher nicht gesehen hatten, eine Gruppe junger Männer nach dem Weg. Bei Sonnenaufgang erreichten wir dann den Campingplatz. Bis die Mittagshitze uns weckte konnten wir noch ein bisschen schlafen.
Diese Erfahrung zeigte uns man muss nicht immer unmittelbar zum Ausgangspunkt zurück kehren, sondern kann einen Ausflug auch ausdehnen.